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So trifft dich nicht der Schlag

Wo Strom fliesst, lauert immer Gefahr, und Heimwerker stossen oft an ihre Grenzen. Darum ist streng geregelt, was Laien bei Elektroinstallationen erlaubt ist – und was nicht.

Wer den Schraubenzieher falsch herum in die Hand nimmt oder Dübel falscher Grösse verwendet, wird damit keinen grösseren Schaden anrichten. Bei Strominstallationen hört der Spass aber auf: Ein Fehlgriff mit Drähten, die mit 230 Volt unter Spannung stehen, kann sich als fatal erweisen.

Zum Beispiel im Badezimmer: Wird da in Eigenregie ein Spiegelschrank mitsamt Fluoreszenzröhre und Steckdose ausgewechselt, darf man die Leiter nicht verwechseln. Die Erdung ist mit leitenden Armaturen und Gerätegehäusen verbunden, um den Fehlerstrom im Fall eines Defekts in die Erde abzuleiten. Wenn aber das Gehäuse des Spiegelschranks statt mit der Erdung mit dem Polleiter verbunden wird, steht der Schrank direkt unter Spannung. Wer dann nichtsahnend unter der Dusche steht und mit dem Spiegelschrank in Berührung kommt, riskiert einen tödlichen Stromschlag.

Was heute in Bau- und Hobbymärkten an Kabeln, Drähten, Steckern, Schaltern und ganzen Elektroinstallationen angeboten wird, ist imposant. So manchem Heimwerker ist aber nicht bewusst: Was Laien an der Elektroinstallation selbst fabrizieren, montieren und ausprobieren dürfen, ist eng begrenzt. Massgeblich ist die Niederspannungs-Installationsverordnung (NIV) aus dem Jahr 2018.

So trifft dich nicht der Schlag

Laien dürfen auch Lampen ersetzen  
Grundsätzlich dürfen Laien nur Installationen in selbstbewohnten Wohnhäusern und Nebenräumen vornehmen, und die Spannung darf nicht mehr als 230 Volt betragen. Der betreffende Stromkreis muss mit einer Sicherung geschützt sein. Ausserdem darf es sich nur um einen einphasigen Stromkreis handeln – also nicht um dreiphasige, an denen Geräte mit höherer Leistung, wie zum Beispiel Elektroboiler, angeschlossen sind. In Wohnräumen und bei Beleuchtungsinstallationen sind aber einphasige Stromkreise die Regel. In diesem Rahmen dürfen auch Laien selber Leuchten, respektive Lampen und zugehörige Lichtschalter, montieren oder auswechseln. Weitergehende Installationen sind jedoch an Auflagen gebunden: Zum einen muss der Stromkreis durch einen Fehlerstromschutzschalter (FI-Schalter) gesichert sein. Zum anderen müssen diese Installationen zwingend von einem Elektro-Sicherheitsberater mit eidgenössischem Fachausweis abgenommen und mit einem Sicherheitsnachweis bestätigt werden.
Der Profi kann Laien über die einzuhaltenden Vorschriften und die richtige Wahl von Materialien informieren. Oft braucht es bereits ein vertieftes Verständnis, um überhaupt herauszufinden, ob eine Laieninstallation nun zulässig wäre oder nicht. Im Einzelfall hängt dies davon ab, ob eine bestehende Installation analog erweitert wird oder ob fehlende Drähte erst einmal nachgezogen werden müssen.

Nichts für Heimwerker: Elektroinstallationen für den Fachmann
Erlaubt ist zum Beispiel die Erweiterung eines Lichtschalters durch einen analogen zweiten Schalter, der nur mit zwei Adern verbunden werden muss. Wenn aber für den Ausbau eines Kellerraums, im Dachgeschoss oder in einem Zimmer, weitere Steckdosen oder Schalter angebracht werden sollen, ohne dass überhaupt die nötigen Drähte direkt zugänglich sind, muss der Laie die Hände davon lassen. Auch Installationen im Freien, in der Garage, auf Bauernhöfen oder in Nasszellen sind Fachleuten vorbehalten. Zulässig ist hingegen der «Do it yourself-Austausch» eines Spiegelschranks, wenn einfach die gleichen Stromadern wieder nach gleichem Schema angeschlossen werden müssen.
So oder so lohnt es sich, der richtigen Installation und der Abnahme die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Denn der periodische Sicherheitsnachweis in Wohnhäusern muss nur alle 20 Jahre durch eine erneute Kontrolle erbracht werden; nur unabhängige Elektro-Kontrollfirmen sind berechtigt, diesen Sicherheitsnachweis auszustellen. Geschulte Fachleute erkennen mit einem Blick, ob ein richtig angeleiteter Laie oder ein Dilettant am Werk war.

Was Laien wissen müssen

Fehlerstromschutzschalter (FI-Schalter)
Der FI-Schalter unterbricht einen Stromkreis, wenn ein sogenannter Fehlerstrom auftritt – wenn also Strom zum Beispiel über den Körper eines Menschen abfliesst. Dieser Schutz ist schon länger für Nass­zellen Vorschrift; bei neuen Installationen seit Anfang 2010 für Steckdosen in allen Räumen. Als zusätzliche Sicherheit für alle Räume im Haus ist ein Nachrüsten empfehlenswert. Der FI-Schalter kann meist direkt im Sicherungsverteilkasten montiert werden – so sind alle Steckdosen abgesichert. Kostenpunkt: 200 bis 300 Franken.

Sicherungen
In der Fachsprache heisst es richtig «Leitungsschutzschalter»; ­Sicherungen verhindern, dass die Drähte und Kabel zu stark belastet werden (Brandgefahr beim Durchbrennen oder bei Kurzschlüssen). ­Sicherungen sind auf die Querschnitte der Leiter abgestimmt. Man darf also nicht eine 6-Ampere-Sicherung durch eine für 10 Ampere ­ersetzen, bloss weil das Bügeleisen immer die Sicherung auslöst.

Aderfarben
Je nach Baujahr und Herkunft von Kabeln und Steckern ist ein grosser Wildwuchs an Farben anzutreffen; als Folge von EU-Normen gab es noch einmal Änderungen. Polleiter (unter Spannung) sind heute meist braun, teils schwarz oder grau, früher auch weiss, rot und schwarz. Den Neutralleiter erkennt man an der blauen Farbe (früher auch gelb), der Schutzleiter, respektive die Erdung, ist gelb-grün (früher auch gelb-rot). Vorsicht: Auch wenn eine Lampe leuchtet, sind die Drähte nicht immer richtig angeschlossen – im Zweifelsfall kontrollieren lassen.

Leuchte und Lampe anschliessen
Falls die Leuchte mit einer Erdung zu verbinden ist (elektrisch leitende Teile), muss vor allem die Erdung richtig montiert werden. Auch Pol- und Neutralleiter sind tückisch – werden sie verwechselt, steht das ­Gewinde der Leuchtenfassung unter Strom, sofern die Sicherung nicht herausgenommen wurde. Wird die Erdung nicht benötigt, sollte man sie mit Isolierband schützen.

Quelle:

Textquelle: Jürg Zulliger, Beobachter

Bildquelle: Pixabay